Home Formel EinsF1 Formel Eins: Campos gerettet – USF1 wackelt – Bilder Test Jerez

Formel Eins: Campos gerettet – USF1 wackelt – Bilder Test Jerez

von DonDahlmann
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Es gab ein paar interessante Entwicklungen in der Formel Eins in dieser Woche. Die Teams waren derweil genervt vom Regen in Jerez.

Das Campos und das USF1 Team zwei Wackelkandidaten für die Sasion 2010 waren, konnte man schon im letzten Jahr erahnen. Beim spanischen Team spitze sich die Situation offenbar seit dem letzten Dezember zu. Dallara, die das Chassis für Campos gebaut haben, Cosworth und Xtrac (Getriebe) warteten mehr oder weniger geduldig auf ihr Geld, was auch bedeutete, dass es nicht so recht voran ging bei Campos. Teamgründer Adrian Campos war derweil damit beschäftigt, das Team zu retten, statt es weiter aufzubauen. Die Gerüchte schlugen hohe Wellen, zu mal Zoran Stefanovic von StefanGP sich die Reste von Toyota einverleibte und ordentlich Druck machte. Es hieß sogar, er habe Dallara die beiden Campos Chassis abgekauft, nur um Campos aus dem Rennen zu werfen. Nun ist die Rettung des Teams wohl durch, aber es bleiben etliche Fragezeichen, denn mit Colin Kolles kommt ein Mann, der in den letzten zwei Jahren eng mit Audi zusammen gearbeitet hat.

Interessanterweise hat sich bei Campos gar nicht so viel verändert. Der bisherige Teilhaber Jose Ramon Carabante hat die Anteile von Adrian Campos erworben, die offenen Rechnungen bezahlt und Colin Kolles als Teammananger installiert. Das wirft ein paar Fragen auf, denn warum hat Carabante nicht schon früher das Ruder übernommen und sein Investment fast scheitern lassen? Campos hat lautstark Bernie Ecclestone für dessen Unterstützung gedankt und auch hier fragt man sich, was Bernie da im Hintergrund gemacht hat.

Kolles wiederum hat seit seinem Rauswurf bei Force India Ende 2008 komplett bei Audi angedockt. Er setzt (in den alten Audi-Farben) zwei alte R10 in der LMS ein und zwei Audi A4 in der DTM. Vor allem sein LMS-Team gilt, im Hinblick auf die 24 H von Le Mans, als „Viertel-Werksteam“ und Entwicklungsträger für den R15. VW/Audi werden zur Zeit durchaus Interessen nach gesagt, sich in der Formel Eins zu engagieren. Allerdings erst nach 2012 und auch nur dann, wenn der „Weltmotor“ auch in der F1 Einzug hält. Ich glaube nicht, dass Audi im Moment ernsthaft an einem F1-Einstieg arbeitet, aber man hat zumindest eine kleine Hintertür offen, sollte man mal was anderes machen wollen, als in der LMS zu fahren.

Die Zukunft von Campos soll mit der Übernahme gesichert sein. Man hat zwar noch keinen zweiten Fahrer, will aber in drei Wochen in Bahrain an den Start gehen. Wie das ohne Tests gehen soll, ist allerdings ein kleines Rätsel.

Bei USF1 sieht es hingegen komplett duster aus. Man hat einen zweitklassigen Fahrer mit dicker Geldbörse, ein paar Teile, aber kein komplettes Chassis, keine Crew und vor allem kein Geld. Im Grunde hat man nichts und man wird nicht in Bahrain antreten können. Ken Anderson, Teamchef von USF1, hat in einem Interview mit der NYT sogar angekündigt. dass man gerade mit der FIA verhandelt, ob man nicht die ersten vier (!) Rennen auslassen kann. Grund für die Probleme ist das fehlende Geld. Ehrlich gesagt: ich sehe nicht, dass USF1 überhaupt an den Start geht. Denn selbst wenn sie bis Anfang Mai Zeit bekommen würden, wo soll das Geld herkommen und wie will man dann in zwei Monaten den Wagen fertig bekommen, der offenbar nicht mal ansatzweise existiert? Die FIA hat offenbar auch noch keine Entscheidung getroffen, wie man mit der Anfrage von Anderson umgehen möchte, aber offenbar laufen im Hintergrund auch Gespräche mit StefanGP.

Die Serben arbeiten weiter daran, in Bahrain am Start stehen zu können. Diese Woche hat man den zum ersten Mal den Ex-Toyota Motor ins Ex-Toyota Chassis gebastelt und angeworfen. Zoran Stefanovic macht eine Menge Wirbel. Er hat Kazuki Nakajima unter Vertrag genommen und offenbar hat auch Jacques Villeneuve eine Vereinbarung, die allerdings darauf basiert, dass StefanGP von der FIA zum Start zugelassen wird. Hinter Stefanovic steht mehr oder weniger die serbische Regierung, die das Projekt offenbar recht weit oben auf der Liste hat.
Allerdings sollte man sich vom den lautstarken „Ich will da rein“ Gerede von StefanGP nicht täuschen lassen. Im Moment hat man gerade mal ein fertiges Chassis, dass auf den 2010er Toyota beruht. Ein weiteres bastelt man gerade zusammen. In Köln arbeiten ein paar ehemalige Toyota-Mitarbeiter, aber die Abteilung für Neu- bzw. Weiterentwicklung sitzt in Belgrad und besteht offenbar nur aus Mike Coughlan und einem weiteren Mitarbeiter. Das sieht alles ein wenig nach ein wenig Show aus um der FIA zu zeigen, das man könnte, wenn man gelassen würde. Ob StefanGP wirklich mehr zu bieten hat als Campos, die mit Dallara einen exzellenten Chassishersteller haben, ist zweifelhaft. Der 2010er Toyota ist Stand November und hat vermutlich seit dem keinen Windkanal mehr gesehen. Große CFD-Anlagen hat man auch noch nicht gesehen.

Allerdings – wie oben erwähnt – bei USF1 sieht es noch schlechter aus. Im Moment gibt es Gerüchte, dass Ecclestone und die FIA versuchen aus dem USF1 und StefanGP ein Team zu machen. Aber wie das funktionieren soll, ist mir ein Rätsel. Ich sehe weder StefanGP noch USF1 in Bahrain am Start.

Jerez Test
Genervt. Das ist wohl die Grundstimmung der Teams bei den Tests in Jerez. Denn der Regen hat fast die gesamte Woche die Tests erschwert, dazu war es kalt. Richtige Daten über Verbrauch und den in diesem Jahr wichtigen Reifenabrieb lassen sich so nicht erzielen. Vor allem letzteres ist wichtig, denn kaum einer weiß, wie sich die deutlich schwereren Wagen auf Longruns verhalten. Bauen die Reifen schnell ab? Gibt es Blister oder Körnung? Man mag in Jerez, bei 15 Grad Asphalttemperatur, stabile Longruns haben, in Bahrain kann das schon wieder anders aussehen. Die ganzen Abstimmungsdaten könnten hinfällig sein und man fängt wieder von vorne an.

Schon allein deswegen sind die Zeiten nicht sonderlich aussagekräftig. Auch wenn einige Teams im Laufe der Woche wohl auch mal leicht unterwegs waren und Zeiten unter die 1.20er Grenze fielen. Aber wie leicht man war und mit welcher Konfiguration man unterwegs war, weiß halt keiner. Sicher kann man aber eine leichte Tendenz feststelle:

– Der Ferrari F10 macht einen guten Eindruck. Nicht unbedingt der schnellste, aber er liefert wohl beeindruckende Longruns ab mit sehr stabilen Zeiten. Alonso sprach vom besten Wagen, den er je gefahren hat, was angesicht der letzten Jahre auch kein Wunder ist.

– McLaren war unauffällig unterwegs, legte aber am Samstag die beste Zeit der Testsessions hin. Und die kam von Jenson Button, der bisher weiter hinter Hamilton lag. Da war also noch Luft. Wenn die anderen Zeiten von McLaren mit mittelvollen Tanks gefahren wurden, dann sind die Briten extrem gut dabei

– Sauber-Ferrari, die vornerum immer noch BMW heißen, war auch schnell, aber hier vermutet man ein wenig Taktik um Sponsoren ansprechen zu können. Kobayahsi macht aber einen starken Eindruck

– MercedesGP lässst sich nicht in die Karten schauen. Ross Brawn hat zugegeben, dass man immer noch leichte Probleme mit der Temperatur der Vorderreifen hat, aber es wird wohl selten so kalt sein, wie in Jerez. Die Zeiten sagen einem wenig, da man wohl nie leicht unterwegs war.

– Red Bull kämpft mehr mit der Technik als mit schnellen Zeiten. Webber blieb einige Male stehen, offenbar gibt es Probleme im Antriebsbereich, jedenfalls wechselte man zwei Renault-Motoren. Kann man noch nichts zu sagen, aber langsam sind sie nicht. Und lieber bei den Tests Probleme, als im Rennen.

– Renault scheint einen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Kubica zeigte gute Zeiten, am Ende war er sogar richtig schnell. Die könnten sich vorne einsortieren, wenn auch mit Abstand.

– Williams ist wie Mercedes schwer einzuordnen. Die Pace auf den Longruns scheint gut zu sein, aber wie es mit der reinen Geschwindigkeit aussieht, ist nicht klar. Die könnten wieder an dem alten Problem kranken, dass man keinen Qualispeed hat und man deswegen im Mittelfeld versackt.

– Force India macht einen sehr guten Eindruck. Man ist definitv nicht zurück gefallen, sondern hat sogar leicht zugelegt. Sutil zeigte sich einigermaßen begeistert. Die werden dieses Jahr auch keine Bäume ausreißen aber mit dem neuen Punktsystem sollten sie auf jeden Fall einige Punkte sammeln.

– Toro Rosso scheint mit dem ersten „eigenen“ Auto gut dabei zu sein. Aber da bin ich mir wie bei Sauber nicht sicher, wie viel da für die Galerie gefahren wurde. Der Abstand zwischen Alguersuari und Buemi (2 Sek) erscheint mir doch etwas happig.

– Der Virgin scheint ein etwas fragiles, aber durchaus brauchbaren Auto zu sein. Dafür, dass man Null Erfahrung hat, sind die Zeiten ok. Über Punkte denkt man eh nicht nach.

– Das sieht bei Lotus auch nicht anders aus. Trulli hat die Woche schon ausgeplaudert, dass man zu wenig Abtrieb habe. Der Wagen ist, das hat Gascoyne ebenfalls erwähnt, ein konservativer Entwurf. Man will in diesem Jahr lernen und brav hinterher fahren.

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2 Kommentare

Ich 21 Februar, 2010 - 18:54

Virgin und Lotus fahren immerhin, und sie sind jedenfalls keine rollenden Schikanen. Nicht schlecht, und beide Lackierungen gefallen mir sehr gut!

Trotzdem wird es wohl erst mal die zwei-Klassen-F1 geben. Da sollte man doch mal wieder über Kundenautos nachdenken. An sich bin ich ja dagegen, aber wo man jetzt schon überall das Entwicklungspotential so stark eingeschränkt hat, wäre es bald auch egal.

Formel Eins: Die neuen Teams - Formel 1 - insideSPORT 25 Februar, 2010 - 14:39

[…] hat man Colin Kolles, bekannt als Teamchef in der DTM sowie in Le Mans, als Teamchef geholt. Im Racingblog wird das ganze als der erste Schritt Richtung Volkswagen-Einstieg “gedeutet”. Kolles war zwar auch bei Force India Teamchef, ist aber mittlerweile gut […]

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