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NASCAR: Daytona 500 2010

von DonDahlmann
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Das Warten hat ein Ende – am Sonntag startet das Daytona 500 und damit auch die Saison der NASCAR.

Es ist schwer zu erklären, warum das Daytona 500 in den USA so einen hohen Stellenwert hat. Es gehört neben dem Indy 500 und den 24 H von Daytona zur „Krone“ des US-Motorsports. Sprich – wer die drei Rennen gewonnen hat, der ist ein wirklich großer Fahrer. Gelungen ist das bisher nur Mario Andretti (der allerdings nur das auf 6 Stunden verkürzte Rennen in Daytona gewinnen konnte). Es ist mit weitem Abstand das Motorsportereignis, dass die größte Einschaltquote in den USA erreicht. In den letzten Jahren saßen immer rund 17 bis 18 Millionen Zuschauer vor der Glotze. Das ist rund drei- bis viermal so viel, wie bei einem normalen Rennen der NASCAR. Es gibt das meiste Geld zu gewinnen und der Sieger kann davon ausgehen, dass er wenigstens ein Jahr lang immer wieder in den Medien erwähnt wird.

Dass das Rennen in Daytona so beliebt ist, hängt mit ein paar Eigenarten zusammen. Zum einen war das Oval in Daytona das erste seiner Art und bei seiner Eröffnung 1959 eine mittlere Sensation. Während man sonst noch auf Staubpisten fuhr, hatte man in Florida die damals modernste Anlage der Welt hingestellt. Als das Fernsehen Ende der 70er Jahre richtig in die NASCAR einstieg, wollte man zunächst nur das Rennen in Daytona haben, vielleicht noch Talladega.

Nicht vergessen sollte man auch, dass Daytona wegen der Unfälle eine etwas zweischneidige Faszination ausübt. Das Oval hat einige Leben gekostet, darunter bekanntermaßen 2001 auch das von Dale Earnhardt, eine Sache, die die NASCAR derartig tief erschüttert hat, dass man bis heute die Nachwehen spüren kann. Aber die Unfälle, wenn sich bei 320 km/h mehrere Wagen ineinander in einem „big one“ verkeilen, sind nun mal Teil des Geschäfts, und ein Daytona 500 ohne „big one“ ist für die Amis eher enttäuschend.

Die Fahrer sehen Daytona mit gemischten Gefühlen. Klar – es ist das größte Rennen in den USA. Du kannst jahrelang nichts gewinnen, aber wenn man ein Daytona 500 in der Tasche hat, dann ist das alles egal. Es gibt ein paar Beispiele für Fahrer, die nur in Daytona gut waren: Michael Waltrip, Davey Allison oder Derrike Cope, aber in der Siegerliste finden sich auch die Namen aller Stars der NASCAR. Die meisten Siege hat Richard Petty (7), gefolgt von Cale Yarborough (4) und (u.a.) Jeff Gordon mit 3 Siegen.

In Daytona zu gewinnen ist auch ein wenig wie eine Lotterie. Da man mit restritor plates unterwegs ist, haben alle die gleiche Leistung. Das führt zu den bekannten dicht gedrängtem Feld, das um das Oval pflügt. In den letzten Jahren, besonders nach der Einführung des CoT, waren die Rennen oft langweilig. Man fuhr lange single file und überholen war selbst mit richtigem Draftpartner schwer. Die NASCAR hat reagiert und für dieses Jahr einige Kleinigkeiten am CoT geändert. Zum einen darf man auch wieder in den Kurven bump draften, was extrem wichtig ist. Zum anderen hat man die Einlasslöcher des Luftmengenbegrenzers etwas vergrößert. Das gibt nicht unbedingt mehr Höchstgeschwindigkeit, aber die Fahrer haben etwas mehr Leistung für den „Slingshot-Move“, also ansaugen, im kleinen Bogen vorbei, davor setzen. Und die NASCAR hat den Wagen eine kleine Finne an der linken C-Säule verpasst. Die soll zum einen für einen besseren Luftfluss sorgen, zum anderen einen Überschlag wie den von Ryan Newman in Talladega verhindern.

Was den Fahrern dieses Jahr Sorgen macht, sind die enormen Wellen in der Strecke. Es ist immer wieder erschreckend, wie stark sich die Wagen auf dem Oval bei 320 km/h bewegen. Man muss bei der Abstimmung auf jeden Fall darauf achten, dass der Wagen nicht aufsetzt aber die Stossdämpfer auch nicht auf Anschlag sind. Das bump drafting ist bei den Wellen auch nicht gerade einfach. Über Winter haben sich wohl ein paar neue Bodenwellen Eingangs Turn 3 gebildet, die problematisch sind. Greg Biffle hob es hier im Shootout aus, als Jeff Gordon ihn auf der oberen Linie anschieben wollte.

Generell gilt seit ein paar Jahren in Daytona: wenn du gewinnen willst, dann kleb unten an der gelben Linie. Das scheint auch dieses Jahr so zu sein, denn beide extrem engen Gatorade Duels gewann der Fahrer, der auf der unteren Linie unterwegs war. Dafür zeigte sich am Donnerstag aber auch, dass die Änderungen am Wagen das Spektakel massiv verbessert haben. Man kann jetzt wieder problemlos rundenlang nebeneinander her fahren, das bump drafting geht auch besser. Das verspricht vor allem für die letzten Runden viel Spaß.

Man kann das Rennen sehr strategisch angehen, wobei es eigentlich nur zwei Variante gibt. Entweder man fährt vorne weg, oder man lässt sich mit Teamkollegen eine paar hundert Meter zurückfallen, um den „big one“ aus dem Weg zu gehen. Alles dazwischen ist blanke Lotterie und am Ende geht es sowieso drunter und drüber. Ca. 50 Runden vor Schluss geht das große Schachspiel los – wer irgendwo in der Mitte hängt, sucht sich einen guten Drafting Partner und versucht nach vorne zu kommen. Es bilden sich ganze Ketten, teilweise in drei Reihen nebeneinander. Und die wichtigste Runde ist die letzte, da kann alles passieren. Selbst wenn einer zu Beginn der letzten Runde noch auf Platz 15 liegt, kann er am Ende als Sieger da stehen, wenn er den richtigen Moment abpasst und sich vor einen drafting linie setzt.

Und deswegen kann man auch keinen Favoriten ausmachen. Es ist nicht nur theoretisch so, dass plötzlich der Fahrer eines mehr oder weniger unbekanntes Teams plötzlich gewinnen kann. Wobei man allerdings sagen muss, dass in den letzten Jahren nur „big names“ gewonnen haben.

Neben dem Daytona 500 finden am Wochenende auch noch die Rennen der Truck Serie (Freitag) und der Nationwide Serie statt. Bei den Trucks starten etliche Cup Fahrer (Sadler, Almirola, Papis, Kyle Busch & JJ Yely) aber auch Ex-F1 Fahrer Nelson Piquet, der sich in diesem Jahr in der NASCAR versucht und bisher einen erstaunlich guten Eindruck hinterlassen hat. Sein ARCA Rennen vom letzten Wochenende war gut und immerhin gelang es ihm den Truck durch die Quali zu bringen.

Das Nationwide Rennen seht ganz unter dem Stern von Danica Patrick. Die hatte ebenfalls einen guten Einstand beim ARCA-Rennen und sich dann entschlossen, doch beim Nationwide Rennen an Start zu gehen. Eigentlich sollte ihr Debüt erst in einer Woche in Fontana passieren, aber NASCAR und die Sponsoren haben wohl ein wenig Druck gemacht. Das sie im ARCA Rennen gut war – ok. Aber die Nationwide ist dann doch eine andere Hausnummer und ich bin sehr gespannt, wie sie sich schlägt.

Alle Termine des Wochenendes findet man im TV-Planer.

Und hier noch zur Einstimmung ein paar Bilder von Duels:

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2 Kommentare

underbreaker 12 Februar, 2010 - 16:03

Davey Allison in einem Atemzug mit Derrik Cope und Michael Waltrip zu nennen ist so wie Schumacher mit Vietoris gleichzusetzen. Geht mal gar nicht. Er hat immerhin 19 Mal auf insgesamt 10 verschiedenen Strecken gewonnen, und dabei alle erdenklichen Streckentypen in der Siegerliste stehen.

Ansonsten guter Artikel, der Aspekt Danica hätte vielleicht etwas tiefgründiger in Richtung Nichtnennung von Kelly Bires sein können. Mir jedenfalls graut es vor dem Samstag, wenn wir von ESPN statt dem Nationwide Rennen ein allyoucaneatwithdanica serviert bekommen.

Jeff 14 Februar, 2010 - 12:32

Nicht nur für die Amis ist ein 500 ohne Big One langweilig. Auch hier im Blog ;)

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