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Formel Serien: Und noch eine…

von DonDahlmann
8 Kommentare

Es gibt eine wahre Inflation an Formel Serien. Das ist gut für den Nachwuchs, aber wer soll das alles sehen?

F2_38Wirtschaftskrise hin oder her – es wird 2010 so viele Monopostoserien, wie seit langem nicht mehr geben. Als ich heute den ersten, noch provisorischen, Kalender für 2010 erstellt habe, fiel mir die Menge an diversen internationalen Serien schon wieder auf. GP2, GP3, F2, IFM, Formel Renault, dazu die F3 Euro, diverse nationale F3 Serien, Formel BMW und in England gibt es sogar noch einige Formel Ford Serien, die in Deutschland ja leider fast komplett ausgestorben ist. Wenn in jeder Serie 20 Piloten starten, bekommt man ein sehr breites Feld an Fahrern, die natürlich alle in die Formel Eins wollen. Macht das Sinn?

Nachwuchsförderung ist in jeder Sportart wichtig. Bis in die 60er Jahre gab es sowas in Deutschland überhaupt nicht und auch international nur sehr selten. Mitte der 60er führte man zusammen mit VW hierzulande die Formel V ein. Ein Rennwagen, quasi aus Einzelteilen eines VW Käfers. Machte nichts, man hatte viel Spaß damit. Daraus resultierte dann eine wahre Flut von Nachwuchsserien, teilweise sogar, wie bei der Formel Ford, mit Unterstützung eines Werkes.

Heute gibt es außerhalb der Formel BMW keine richtige Einstiegsklasse mehr. Und danach wird es für viele Talente richtig teuer. Eine Saison in einem F3 Team schlägt schon gerne mal mit einer sechstelligen Summe zu Buche, sollte man sein Talent nicht schon in der Formel BMW voll entfaltet haben. Auch danach wird es nicht günstiger, sieht man mal von der Formel Zwei ab, die aber in diesem Jahr nicht voll überzeugen konnte. (Dazu folgt noch ein Artikel),

Mittlerweile haben sich irgendwo oberhalb der F3 und unterhalb der GP2 eine ganze Reihe von Serien etabliert. Als junger Fahrer hat man da die Qual der Wahl, wenn die Formel 3 hinter sich gebracht hat. Will man in die kleine Formel Renault mit den 2 Liter Motoren? Oder doch die Formel 2? Ist vielleicht besser in die IFM zu gehen? Oder die neue GP3? Und dann ist da ja noch die Formel Renault 3.5. Vielleicht im Winter kurz mal die alte GP2 in der Asien Variante ausprobieren? Oder der Umweg über Japan und die Formel Nippon? Und da wäre ja noch die alte Formel 3000, wo man sich mit etlichen wilden Italienern rumschlagen kann.

Die Fahrer haben es schwer und alleine die Auswahl macht deutlich, wie schnell man mal eine Fehlentscheidung getroffen haben kann. Einmal in die falsche Serie und das falsche Team abgebogen, und schon ist es passiert. Bestes Beispiel in diesem Jahr ist Andy Soucek, der in der GP2 eher durch rechtliche Streitigkeiten und weniger durch Ergebnisse auffiel. Auch sein Titel aus der F2 wird ihm nicht helfen, obwohl er durchaus zu überzeugen wusste.

Und wer soll sich die ganzen Serien alle ansehen? Klar, wer sich Motorsport interessiert, der schaltet ein. Eurosport hat sich in den letzten zu dem Sender für Nachwuchsserien entwickelt. Man überträgt die Formel Renault, die F2 und die IFM. Da bekommt man schon mal einen guten Überblick. Vielleicht kommt die GP3 ja noch dazu, aber dazu gibt es noch keine Aussagen. Die F3 Euro dümpelt sendetechnisch in Deutschland ein wenig rum, nach dem die ITR nicht in der Lage war, einen Sender zu finden. Immerhin hat n-tv schon Interesse gezeigt, auch das Samstagrennen live zu zeigen. Aber der deutsche Formel 3 Cup ist selten bis gar nicht zu sehen.

Ein wenig überrascht war ich dann auch, dass Mücke Motorsport in die GP3 geht. Man hat Ralf Schumacher als Coach für die Fahrer gewonnen, was sicher eine gute Entscheidung ist, und danach riecht, dass man es nicht bei der GP3 belassen will. Das zeigte mir aber auch, dass die Serien Vielfalt für die Teams durchaus interessant ist, und das es offenbar auch keine Probleme bei der Sponsorwahl gibt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das für alle gilt.

Ich habe keine Bedenken, dass die FIA Serien überleben werden, auch wenn der Sinn einer GP3 offenbar nur darin besteht, dass man eventuell einen besseren Zugang zur GP2 bekommen kann. Interessant wird aber die Frage sein, was mit den ganzen Fahrern passiert, die durch das Netz fallen.

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8 Kommentare

Ralf G. 27 Oktober, 2009 - 21:16

„Interessant wird aber die Frage sein, was mit den ganzen Fahrern passiert, die durch das Netz fallen.“

Die landen in der DTM. ;o)

Für eine Spitze muss es auch eine Breite geben, von daher ist das gar nicht verkehrt. Aber unübersichtlich, kommt immer öfter vor, dass jemand in einer F1-Testfahrt auftaucht, von dem ich noch gar nix gehört habe. Das hätte es früher nicht gegeben. ;o)

Was ich bei den Formeln unter der F1 ein wenig vermisse ist die Mischung von Talenten mit „alten Hasen“, die nicht gut genug für die F1 sind. Bis in die 80er hatte man einen gewissen Bestand an „Formel2-Stammfahrern“, die diverse Jahre unterwegs waren und dann zumindest ein gewisser Massstab für die aufrückenden Jungspunde waren.

aufmerksamer Leser 27 Oktober, 2009 - 21:54

„Eine Saison in einem F3 Team schlägt schon gerne mal mit einer sechstelligen Summe zu Buche“

Lustige Formulierung, die bittere Wahrheit ist dass eine Saison F3ES bei einem guten Team 750.000 Euro kostet. In der Formel BMW ist man mit ca. 300k dabei, in der Formel ADAC werden ca. 180k aufgerufen. Das sind die Summen um bei einem guten Team zu fahren, was nötig ist um reele Chancen zu haben vorne zu fahren.
Der GP3 traue ich einiges zu, alle Teams die Rang und Namen in der Formel-Nachwüchsvörderung haben sind dabei.

aufmerksamer Leser 27 Oktober, 2009 - 21:56

Förderung schreibt man natürlich mit F

Andreas (raceworks.de) 27 Oktober, 2009 - 22:23

Das sind in der Tat schon ganz schön viele Formelserien die wir da haben. Der Ideale Weg in die Formel-1 ist aber seit eh und je der selbe wenn man den Focus mal ein bisschen auf Europa legt.

1. Kart
2. Formel-BMW, Formel-Renault 2.0 oder evtl. ADAC Formel Masters
3. ATS Cup, britische Formel-3 oder direkt Euroserie
4. Formel-3 Euroserie
5. GP2
6. Formel-1

Serien wir Formel Ford oder die Formel-3000 mal außen vor gelassen. Da fährt man einfach nicht wenn man das Ziel Formel-1 hat.

Diese ganzen Zwischenserien wie IFM, Renault 3.5 etc. finde ich schon ein bisschen fraglich. Da landet man nämlich meistens dann wenn man es über den direkten Weg nicht geschafft hat. Und somit ist der Traum von der Formel-1 dort für die meisten beendet.

Ich habe in den letzten Jahren einen guten Einblick in viele dieser Serien bekommen und bin der Meinung das man wenn man professioneller Formel Rennfahrer werden will sehen muss das man in die Euroserie und in die GP2 kommmt und das möglichst ohne große Umwege.

Rein vom Leistungssprung sind Serien die zwischen Formel-3 und GP2 liegen meiner Meinung nach eh komplett unnötig da der Unterschied nicht so groß ist. Viel wichtiger ist das man aus einer Serie kommt wo der Fahrer das Handwerk ordentlich lernt und beigebracht bekommt ein Auto abzustimmen bzw. ordentlich mit seinem Ingenieur zusammen zu arbeiten. Und das lernt man meiner Meinung nach nirgendwo besser als in der Euroserie. Und dann ist man auch bereit für die GP2 bzw. als Training für die GP2 Asia (siehe Hülkenberg oder jetzt Vietoris, Bianchi etc).

Zu Mücke: Das der jetzt auch noch GP3 macht ist auf verständlich und vor allem aus wirtschaftlicher sicht nur logisch. Der ist eh mit 2-3 Formel-BMW im Rahmen der Formel-1 unterwegs da kann er auch gleich noch 2 GP3 Autos betreuen anstatt noch ein komplettes Team in der ADAC Formel Masters an den Start zu schicken die meistens am selben Wochenende fahren wie die F1.

Letztenendes geht es hauptsächlich ums Geld. Wie ja schon kommentiert wurde muss man erstmal 700-900.000 Euros für eine Saison in der Euroserie zusammen bringen. Oder mehr als 1 Millionen für die GP2.

Prometheus 27 Oktober, 2009 - 23:30

Einige „ganz kleine“ Nachwuchsserien, also Einstiegsserien à la Formel BMW, gibt es schon noch: Unterhalb der Formel Renault 2.0 gibt oder gab es in jüngerer Vergangenheit in einigen Ländern eine Formel Renault 1.6 (die es auch schon seit den späten 60ern gibt); im UK hat Dr. Jonathan Palmer schon vor einigen Jahren die Formula Palmer Audi begründet, die auf den gleichen Niedrigpreis-Konzept basiert wie die neue F2; in Deutschland gibt es seit 2008 die ADAC Formel Masters (mit 1,6l-VW-Motoren), wo dieses Jahr Daniel Abt Meister wurde. Von diesen Serien kriegt man nur noch weniger mit, weil die ganzen „mittleren“ die TV-Plätze aufbrauchen. Die FPA läuft aber auf MotorsTV, die ADAC Formel Masters im DSF (jeweils als Zusammenfassungen). Die Formel Ford läuft ja auch auf MotorsTV, und genau da würde ich eigentlich noch Potential für diesen Sender sehen, wenn man sich die großen, teuren Sachen nicht mehr leisten kann (aber eher mittelfristig, momentan dreht man da wohl jeden Cent zwei mal um).

Und auch „früher“ gab es ja mehr als nur die F1, F2/F3000 und F3. Die Formel V und Formel Ford (die diverse Klassen oder Serien hatte) hattest du angesprochen, aber dann gabs da auch noch eine Formel Junior, Formel König und Formel Opel, letztere auch in einer Euroserie und diversen nationalen Serien. Aber natürlich stimmt es trotzdem, dass die Tendenz zunehmend ist.

Das stört mich allerdings nicht. Mehr Angebot heißt auch mehr Auswahl und mehr Wettbewerb. Und solange es sich für Veranstalter und Teams lohnt, ist doch alles in Ordnung. Passt’s nicht kommt sowas wie die A1GP dabei heraus, die sich aber wohl an einigen Dingen übernommen hat, was den kleinen Formeln eher selten passiert. Und ich als Zuschauer kann mir ja auch aussuchen, was ich gucke – keiner zwingt mich, alles anzuschauen. Nur die jungen Fahrer müssen eben aufpassen, dass sie ihr Geld sinnvoll investieren, da kann man sicherlich schon einiges Geld in einen ungünstigen Karriereweg verballern, grad wenn es an Talent etwas mangelt.

@Ralf: da fällt mir spontan Giorgio Pantano ein, der 2004 für Jordan F1 fuhr, aber mangels Erfolg ersetzt wurde. Der fuhr vorher drei Jahre F3000 und hinterher vier Jahre GP2. Ich hab aber das Gefühl, dass er eher mit Mitleid und/oder Gleichgültigkeit betrachtet wird denn als Maßstab für Jungspunde. Und ich glaube das ist auch ein Grund dafür, dass sich die meisten Piloten, die es heute nicht in die F1 schaffen, sich lieber einen Platz in einer Sport- oder Tourenwagenserie suchen, als ewig in den GP2 zu „versauern“.

Prometheus 28 Oktober, 2009 - 01:00

Sorry fürs Doppelpost, aber ich hab so lange an dem vorigen geschrieben, dass ich das von Andreas noch nicht gesehen hatte^^

@Andreas: Der Weg, denn du da nennst, mag der einfachste bzw. der schnellste und deswegen auch der „optimale“ sein, aber viele aktuelle F1-Fahrer sind ihn so linear nicht gegangen.
Rosberg, Hamilton und einige andere haben es so hinbekommen, aber die meisten anderen haben irgendwelche Umwege hinter sich bzw. Alternativen genutzt, z.B. die WSbR (Alguesuari, Vettel; außerdem einige aus den Zeiten, als die WSbR mangels GP2 noch mehr Bedeutung hatte, z.B. Alonso und Kubica) oder die Formel Ford (Heidfeld, Sutil, Button, Webber, unter den aktuellen Testfahrern auch Wurz und Davidson), Massa sogar über diese semi-italienische Formel 3000 Euroseries. Nico Hülkenberg und Sebastien Buemi haben zwischen F3 und GP2 noch einen Winter A1GP als Bonus mitgenommen. Und dann gibt es natürlich auch noch die mit den ganz abenteuerlichen Karrierewegen (Glock und Bourdais über Amerika, Sutil über Japan, Webber über die FIA-GT, Fisichella über ITC/DTM). Ein Kimi Räikönnen dagegen ist weder in der F3 noch in der F3000 gefahren.
Und sicher ändern sich diese Strukturen auch ständig: Formel Ford und WSbR verloren an Bedeutung, stattdessen gewannen Kartsport und GP2; und wer weiß denn jetzt schon, wo sich die neuen Serien F2 und GP3 wirklich einsortieren…

In einem anderen Punkt stimme ich dir aber zu: wichtig ist es, die Abstimmung und Zusammenarbeit mit einem Team bzw. einem Renningenieur zu lernen. Und ich glaube, genau das kommt in den Palmer-Serien (FPA und F2) zu kurz, wo man ja aus Kostengründen auf Teams komplett verzichtet. Ich denke, das kann einer der Knackpunkte dafür sein, dass F2-Fahrer Probleme beim weiteren Aufstieg haben werden, auch wenn es von der Idee her gut gemeint ist (von wegen „es zählt nur die Leistung des Fahrers auf der Strecke“ und so).

aufmerksamer Leser 28 Oktober, 2009 - 10:03

Für einen jungen Fahrer auf dem Weg in die F1 führt heute kein Weg mehr an der GP2 vorbei, Ausnahmen bestätigen die Regel. Algesuari ist Wsbr gefahren weil sein Vater zu den Organisationen gehört, Vettel weil er lieber F1-Testfahrer sein wollte und es ansonsten zu Terminkollisionen geführt hätte. Bei den meisten von dir aufgeführten Beispielen liegt der Grund warum sie ohne GP2 in die F1 gekommen sind darin begründet, dass es die GP2 noch nicht so lange gibt. Wenn man sich ansieht wer in den letzten Jahren den Sprung in die F1 geschafft hat erkennt man ein klares Muster: F3 (fast immer ES) und direkt danach GP2: Grosjean, Kobayashi, Buemi, Rosberg und Nakajima. Kovalainen und Piquet sind nach der F3 zwei. bzw. ein Jahr(e) in anderen Serien gestartet, aber anschließend auch in die GP2 und von dort in die F1.

Formel-Serien: Auf wen man 2010 achten muss 5 Januar, 2010 - 13:44

[…] das für Zuseher, Motorsport-Business und Fahrer bedeutet, hat Don schon vor einiger Zeit hier geschrieben. Die Serienflut hat aber noch eine weitere Folge: Die Suche nach den echten Talenten gestaltet sich […]

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