Home Formel EinsF1 Bilder Formel Eins: Ist Jenson Button ein würdiger Weltmeister?

Bilder Formel Eins: Ist Jenson Button ein würdiger Weltmeister?

von DonDahlmann
5 Kommentare

Selten ist ein Weltmeister von der Weltpresse so kühl behandelt worden. In Deutschland ging sein Titel fast unter, in England feierte man eher Ross Brawn.

Bra_3Wie muss ein Weltmeister aussehen? So wie Alonso, Schumacher oder Senna, die mit ihrem puren Speed alles in Grund und Boden gefahren haben? So wie Niki Lauda, Nelson Piquet oder Phill Hill, deren Methodik und Beharrungsvermögen den Weg zum Titel klar gemacht haben? Oder so wie Hunt, Hawthorne oder Denis Hulme, die mehr Glück als Können hatten? Man weiß nicht so recht, wie man Button einordnen soll, viele Experten sehen nicht den „großen“ Weltmeister in ihm, sondern jemanden, der ihn „verdient“ hat, weil er im besten Auto saß und das nötige Glück hatte. Ich sehe das ein wenig anders.

Sicher – Button ist nicht der schnellste auf der Strecke. Vom reinen Speed her sind Hamilton, Vettel und Alonso schneller. Und ja – er hat in diesem Jahr viel Glück gehabt. Keine Motorschäden, nur einen Unfall (unverschuldet, Spa) fast immer in den Punkten. Aber macht ihn das alles zu einem „schlechten“ Weltmeister?

Es gibt in der Formel Eins immer mal wieder Fahrer, die scheinbar zufällig zum Titel kommen. Jody Scheckter ist so ein Fall. Nie der schnellste gewesen, aber 1979 waren die anderen halt nicht gut drauf und es gab kaum Konkurrenz, außer durch Gilles Villeneuve, der aber mehr neben, als auf der Piste fuhr. Villeneuve war klar der schnellere Mann, aber das eben zu selten konstant.
Alan Jones war guter, aber kein überragender Pilot. Extrem beharrlich, ein australischer Dickschädel, sehr ehrgeizig. Er saß nicht mal im besten Auto, aber irgenwie bekam er es 1980 hin. Und dann, trotz besserem Material, nie mehr wieder.
Denis Hulme war 1967 Weltmeister, weil sein Chef Jack Brabham gleichzeitig das Team führte und den Wagen entwickelte und Lotus mit Jim Clark erst ab der Halbzeit der Saison in Schwung kam.
Mike Hawthorne, ein der klassischen, extrem tollkühner Fahrer. Er gewann gegen Stirling Moss nicht weil er schneller war, sondern weil er konstanter fuhr.

Jenson Button passt gut in diese Reihe illustrer Piloten, deren Namen man heute mit Respekt nennt. Button ist ein extrem konstanter Fahrer. Es hat mich überrascht, wie unauffällig aber konstant schnell er seinen Wagen fahren konnte, egal auf welcher Strecke. Brawn hat Red Bull in Bahrain und in der Türkei geschlagen, weil man zu einem einzigen Moment an einem Rennenwochenende schneller war: in Mittelstint. Und Button hat alle Vorgaben einhalten können. Es ist eine Kunst, rundenlang im Zehntelbereich die gleiche Zeit hinzulegen und Button beherrscht die sehr gut. Es mag andere Fahrer geben, die schneller sind, aber in Sachen Konstanz ist es schwer, dem Engländer das Wasser zu reichen.

Dazu kommt, dass die Formel Eins heute mehr denn je ein Teamsport ist. Schumacher und Alonso, das sind zwei Fahrer, die ein Team um sich versammeln und motivieren können. Räikkönen kann das nicht, und deswegen wird er wohl auch nicht mehr Weltmeister. Wenn Hamilton schlecht drauf ist, dann ist auch das Team schlecht drauf. Button kennt jedes Teammitglied seit Jahren, und sie kennen ihn. Sie haben es honoriert, dass er im Winter zum Team gehalten hat. Das er all die Jahre nicht den Absprung gesucht hat, obwohl es schlecht lief. Kritiker mögen sagen: „Klar, wo sollte er auch hin?“. Aber ich denke schon, dass er als Nummer Zwei irgendwo untergekommen wäre. Er ist geblieben, er hat mit dem Team das viermonatige Drama im Winter durch litten – das ist in einer Serie mit Fahrern, deren Ego kaum Raum für andere Dinge lässt, schon eine Seltenheit.

Und dann ist dann noch die simple Wahrheit: Nur im schnellsten Auto sitzen, das reicht nicht. Man muss es auch umsetzen. Mag sein, dass ein Alonso als Teamkollege schneller gewesen wäre. Aber es war Button der sich für Brawn entschieden hat, nicht der Spanier.

Button ist kein Weltmeister, mit dem man rechnen konnte. Es wird vermutlich auch sein einziger Titel bleiben. Aber ist ein Weltmeister, der Nachwuchspiloten, deren Charisma auch eher nach innen gekehrt ist zeigt, dass es noch geht. Dass man auch ohne großes Gejammer, Gezicke und Showallüren Weltmeister werden kann.

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5 Kommentare

Ich 21 Oktober, 2009 - 19:21

Ich denke, das Problem ist einfach, dass man von Button jahrelang nicht Besonderes zu sehen bekam. Sonst wäre er doch längst bei McLaren, Ferrari, Renault oder meinetwegen auch BMW gelandet. Mit den jüngsten Niederlagen gegen Barrichello tut er sich auch keinen Gefallen. Man sieht also in diesem Jahr noch deutlicher, wie sehr alles vom Auto abhängt. Wenn ein Alonso, Räikkönen oder Hamilton (eventuell auch Webber oder Kubica) auf gleicher Augenhöhe mit Button kämpfen könnten, hätte er sicher keine Chance. Das soll aber nicht heissen, dass er in diesem „seltsamen“ Jahr letztendlich den Titel nicht verdient hätte oder ich es ihm nicht gönnen würde.

Ralf G. 21 Oktober, 2009 - 19:37

Button ist halt ein typischer „Auto- und Umstände-Weltmeister“ wie zuletzt Damon Hill oder früher Keke Rosberg. Er hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt und zugeschlagen und ist damit logischerweise verdient Weltmeister geworden. Aber wir alle wissen, dass das durch die Überlegenheit des Autos zu Saisonbeginn passierte und nicht durch überragendes fahrerisches Können.

Button als Fahrer fährt nun einmal nicht in der Liga der „Fahrer-Weltmeister“ wie Schumi, Alonso, Hamilton oder gar Heroen wie Prost und Co., die auch mal aus einem nicht optimalen Auto einen Sieg wringen. Und das schlägt sich in der Presse wieder, ich halte die Berichterstattung in der Presse in Tenor und Tonart für völlig richtig.

Der Fahrer Button wird eine Episode aus einem Übergangdsjahr in der Historie der F1 bleiben.

Matz 22 Oktober, 2009 - 07:26

Ich finde, er hat schon ein Talent – und zwar zum konsequenten aber gefahrlosen Überholen. Das hat ihm wichtige Punkte eingebracht, wenn er in dieser Saison mal vom Mittelfeld oder weiter hinten gestartet ist.
Und er hat Nervenstärke bewiesen. Wenn man an Patzer von z.B. Hamilton denkt, ist das nicht selbstverständlich.

Ich finde, er ist ein sehr würdiger und symphatischer Weltmeister!

nona 22 Oktober, 2009 - 21:08

Er ist ein würdiger und verdienter Weltmeister, dem man den Titel problemlos gönnen kann, so wie das in dieser Saison auch auf diverse andere Fahrer zugetroffen wäre. Er sass zur richtigen Zeit im überlegenen Auto und hat dann mit Konstanz und solider Schnelligkeit das beste draus gemacht, und wer mit solchen Faktoren am Ende die meisten Punkte hat, dem ist der Titel rechtmässig zugefallen. Er ist natürlich nicht der Über-Fahrer vor dem Herrn, bei dem der Titel einfach längst fälig wenn nicht überfällig gewesen wäre, aber das macht’s ja nicht unverdient.

Wochenlinks 09-KW43 | verschrieben 20 Februar, 2013 - 15:34

[…] nicht da war) Sport: F1: Beim GP von Brasilien wird Jenson Button Weltmeister: Racingblog: Ist Jenson Button ein würdiger Weltmeister? Games: Forza Motorsport 3 Release: Test von Alexander Laschewski-Voigt/Areagames und passend zum […]

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