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Formel Eins: Analyse Monaco 2009 / FIA vs. FOTA

von DonDahlmann
4 Kommentare

Die Analyse ist heute kurz: die Brawn sind weiterhin nicht zu schlagen. Dafür gibt es wohl einen Durchbruch im Kampf zwischen der FIA und der FOTA.

[Bilder folgen]

Mal ehrlich: wenn die ersten fünf von sechs Rennen Lewis Hamilton gewonnen hätte, die halbe Formel Eins Welt würde vermutlich von einer kreuzlangweiligen Weltmeisterschaft sprechen. Komischerweise kommt mir der Gedanke bei BrawnGP nicht. Selbst nicht nach drei Doppelsiegen in Folgen. Vermutlich, weil man froh ist, dass endlich mal ein neues Team vorne steht, vielleicht auch, weil man solche „Phönix aus der Asche“ Geschichten immer etwas skeptisch betrachtet und auf den großen Absturz wartet, bzw. auf den Moment, an dem Imperium zurückschlägt. Und es sind ja auch noch 11 Rennen zu fahren, also genug Zeit für alle Teams, den Vorsprung der Brawn noch zu verringern. Zumindest in Monaco sah es heute aber nicht aus, als könnte das irgendeinem Team gelingen:

Was daran liegt, dass sich die Verfolger gegenseitig die Punkte wegnehmen und zu dem auch noch reihenweise Fehler machen. Hamilton gestern in Q1, Räikkönen beim Start, Vettel und Kovalainen heute im Rennen. Die Fehlerquote bei allen anderen Teams ist enorm hoch, was einen angesichts der Erfahrung, die man haben sollte, schon wundert. Dagegen ist BrawnGP die Ruhe selbst.

Was sich auch auf die Fahrer, insbesondere Jenson Button, auswirkt. Seine Leistungen in den letzten Jahren waren, gelinde gesagt, nicht berauschend, und das, nach dem er lange als die beste britische Erfindung seit der Einführung des Gurkensandwiches galt. Man könnte meinen, dass die langen, erfolglosen Jahre bei Honda ihm einen Knacks versetzt haben könnten. So wie es vielen Fahrern ergangen ist, die als große Talente in die Formel Eins kamen, um dann immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Manche haben sich davon nie erholt, aber bei Button scheint das anders zu sein.

Natürlich gibt es immer wieder den Spruch: „Wenn XY in den Wagen setzen würde, dann würde Button alt aussehen.“ Mag sein, dass ihm ein Alonso, ein Vettel und ein Hamilton um die Ohren fahren würden, aber sie sitzen nicht im Brawn. Dazu kommt, dass Button keine Fehler macht. Er holt die Pole selbst dann, wenn er schwerer unterwegs ist oder er 2 Sekunden vor Zielflagge über die Startlinie huscht. Er ist im Rennen immer genau dann schnell, wenn er schnell sein muss und in dem Moment, in dem er weiß, dass er gewinnen wird, schraubt er die Drehzahl runter und schont das Material. Wenn dann von hinten noch mal jemand aufmuckt, reagiert er sofort mit schnellen Runden. Einen Champion zeichnet nicht nur der reine Speed aus – wenn es danach gehen würde, hätten ganz andere Weltmeister werden müssen, sondern auch die Intelligenz genau dann schnell zu sein, wenn man es braucht. Und wer 78 Runden in Monaco fehlerfrei unterwegs ist, der hat schon was geleistet.

Etwas überrascht hat mich die Schwäche von Red Bull. Man war zwar auf dem Long Runs auf Augenhöhe mit den Ferrari, aber es dauerte immer, bis man den Speed erreicht hat. Webber fuhr, mal wieder, ein unauffälliges Rennen, aber er mausert sich zum Punktesammler, denn er liegt nur noch vier Punkte hinter Vettel. Für Vettel war das heute der zweite, unnötige Punktverlust nach Australien. Er hatte heute zwar Pech mit der Reifenwahl, denn die superweichen Reifen hielten nicht lange durch, aber den Wagen hat er alleine in die Mauer gesemmelt. Auch so eine Sache, wo Brawn einfach besser ist. Die brauchen zwar länger, um die Reifen auf Temperatur zu bekommen, dafür halten die dann auch länger, während sie bei Red Bull wegschmelzen.

Ferrari ist definitiv zurück. Massa fuhr die schnellste Rennrunde (36 Tausendstel vor Button) und man kann sich schon mal auf Instanbul freuen, wo auch die Red Bull mit ihrem neuen Doppel-Diffusor schnell sein werden. Überhaupt geht die Saison in der Türkei richtig los. Mit Istanbul, Silverstone und dem Nürburgring kommen gleich drei Kurse, die alle ähnliche Charakter haben. Sollte Brawn auch hier nicht zu schlagen sein, dürfte die WM ziemlich gelaufen sein, denn danach folgen mit Ungarn und Valencia Strecken, wo Brawn nach der heutigen Erfahrung gute Aussichten auf den Sieg hat. Die nächsten drei Rennen können also eine Vorentscheidung in der WM erbringen. Und wie gesagt – wenn Ferrari plötzlich besser als Red Bull ist, kann das nur gut für die Brawn sein.

Ansonsten gab es nur wenig zu sehen in Monaco, was aber vorher schon klar war. Williams hat ein besseres Ergebnis in der Quali und durch den zu langen zweiten Stint weggeworfen, aber man konnte vorher nicht wissen, dass die superweichen Reifen wegen des vielen Gummis auf der Strasse länger durchhalten würden. Renault fuhr im Rahmen der Möglichkeiten, der Rest war chancenlos. Glückwunsch an Bourdais, der immerhin einen Punkt für STR ergattern konnte, leider ein wenig Pech für Fisichella, der neunter wurde und an Bourdais dran war.

Interessante Meldungen gab es am Rande des Rennens. Die BBC meldete heute Mittag, dass die FIA und Max Mosley prinzipiell dazu bereit wären, die Budgetkappung für 2010 auf 45 Millionen Euro um ein Jahr zu verschieben. Was gleichbedeutend ist, dass man 2010 eine höheres Limit setzen wird. Da gibt es zwei Varianten. Entweder erhöht man das Budget leicht auf 50 Millionen, nimmt den Teams aber die Testfahrten raus, oder man erhöht auf 60 bis 65 Millionen, bei den genannten Restriktionen. Ein Zwei-Klassen-Modell scheint es nicht mehr zu geben. Die FIA ist wohl auch dazu bereit, dass die Teams sich unter einem Vorbehalt für die Saison 2010 einschreiben können, damit der Druck aus der Sache rauskommt. Im Prinzip verschiebt man die endgültige Nennung dadurch nur, das Kind hat aber einen netteren Namen. Ich tendiere zu einer leichten Erhöhung des Budget auf max. 50 Millionen Pfund, damit die neuen Teams auch bei ihrer Einschreibung bleiben.

Ich hatte die Tage schon über die Spekulationen in Sachen Nico Rosberg berichtet, wobei sich ja eigentlich nur die Frage stellt, ob bei Williams bleibt oder zu McLaren oder BMW wechselt. Die „Bild“ sieht Rosberg ja bei den Münchnern, aber heute gab es dann eine kleine Sensation. Norbert Haug sprach im Interview bei „Premiere“ offen davon, wie sehr er an Rosberg interessiert sein, dass man ja schon mal im Gespräch war, was leider damals nicht zu einer Verpflichtung führte. Ich hab Haug selten so offen reden hören, auch wenn er sich dann beeilte zu erwähnen, dass Kovalainen nur wegen seines Fehlers nicht auf einer Abschussliste stehen würde. Tatsache ist aber: dem Finnen fehlen meist drei bis vier Zehntel auf Hamilton und er hat nicht dessen Rennspeed. Rosberg und Hamilton sind gute Freunde, und nicht wenige sind der Meinung, dass der Deutsche auf dem Niveau des Weltmeisters fahren könnte. Und man weiß, dass Hamilton einen starken Gegner braucht. Nach dem Auftritt von Haug heute würde es mich wundern, wenn Rosberg 2010 nicht in einem McLaren sitzen würde. Dazu kommt, dass er Deutscher ist und aus Gesichtspunkten des Marketings für Mercedes ein kleiner Traum ist.

Nächster Stopp ist also die Türkei. Mal sehen, ob sich hier einer findet, der die Brawn schlagen kann.

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4 Kommentare

Ich 24 Mai, 2009 - 19:15

Mal ehrlich: wenn die ersten fünf von sechs Rennen Lewis Hamilton gewonnen hätte, die halbe Formel Eins Welt würde vermutlich von einer kreuzlangweiligen Weltmeisterschaft sprechen. Komischerweise kommt mir der Gedanke bei BrawnGP nicht.

Mir schon. Wenn es keinen Kampf um den Titel gibt, wie soll man das andern nennen als „langweilig“? Die Weltmeisterschaft war aber schon vor diesem Rennen entschieden, wenn sich nicht (Gott bewahre) ein schwerer Unfall oder eine ähnliche Katastrophe ereignet. Von Interesse ist nun nur noch, wer sich den ein oder anderen Rennsieg erkämpfen kann und ob Red Bull, Ferrari oder jemand anderes den Sprung auf Platz 2 schaffen.

Die Regeländerungen haben sich damit übrigens auch als totaler Reinfall erwiesen. In Monaco kann man sowieso nicht überholen, aber haben wir auf den anderen Strecken mehr Überholmanöver gesehen als in den letzten Jahren? Nicht wirklich, würde ich mal sagen. Und mehr Spannung? Siehe oben. Blieben noch die angeblichen Einsparungen, aber daran glaube ich angesichts der notwendigen Entwicklungsarbeit auch nicht so ganz.

PS: Diese Regel, dass man den Teams Reifen aufzwingt, die auf ihren Autos nicht vernünftig laufen, ist ja wohl auch ein Witz.

hwk 24 Mai, 2009 - 19:34

aber ist dir auch aufgefallen, wie nah die Teams bei einander sind? nicht selten sind die erst 10-15 innerhalb von 1sek. Das sehr ich schon als Erungenschaft. Generell haben es Openwheeler schwerer mit dem Überholen, weil man sich nicht, wie beispielsweise in der WTTC mal so eben neben den Gegner quetschen/rempeln kann und Hand in Hand durch eine Kurve schlittert.
Überholende Openwheeler gibt es meines Erachtens nach maximal bei den Indycars, und das auch nur auf Ovalen, wo man sich ransaugen und auf einer zweiten Spur überholen kann.

Ich 24 Mai, 2009 - 20:01

Was das angeht, hängt eben auch sehr viel von der Strecke ab. Wenn man Montreal und Indianapolis streicht, den Hockenheimring zerstört und dafür nach Monaco und Valencia geht, braucht man sich über mangelnde Überholmanöver ja nicht wundern. Aber angeblich sollten die Regeländerungen ja trotzdem für Verbesserung sorgen. Ist aber leider nicht.

Tobi 25 Mai, 2009 - 08:17

Überhaupt geht die Saison in der Türkei richtig los

Kann es sein, dass ich einen Satz wie diesen schon gute vier mal bei dir gelesen hab? ;-)
Was keine Kritik sein soll sondern ehe ein dank für einen schönen Schmunzler am Morgen.

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