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Formel Eins: Endlich Klarheit

von DonDahlmann
7 Kommentare

Die FIA hat entschieden und die Diffusor von BrawnGP, Toyota und Williams für legal erklärt. Eine gute Entscheidung.

Ross BrawnIch bin nicht unbedingt Fan eines bestimmten Teams. Mein Herz hängt eher an den Fahrern, aber kleine Teams geniessen einen gewissen Sympathiebonus. Natürlich ist BrawnGP kein „kleines“ Team. Honda hat nicht nur bis in den Dezember letzten Jahres jede Menge Geld in den Rennstall gebuttert, sondern finanziert diese Saison über Umwege auch noch. Toyota ist nun wirklich nicht arm, bliebe da Williams, für die die Entscheidung heute vermutlich überlebenswichtig war. Denn nach zwei, verglichen mit den Quali-Ergebnissen, katastrophalen Rennen, brauchen die Briten jede Hunderstel, die sie im Moment noch schneller sind. Von daher freue ich mich für Williams und Nico Rosberg. Das Urteil hat auch gezeigt, dass sich die FIA nicht in die Regel reinreden lassen will. Aber was bedeutet dies für die unterlegenen Teams?

Die FIA hat, wie ich vorgestern geschrieben habe, vermutlich gut daran getan, dass man sich für die Legalität der Diffusor ausgesprochen hat. Man hat mit dem Urteil vor allem die Integrität der Kommissarsystems geschützt, dass in den letzten Jahren immer wieder unter großer Kritik stand. Als Beispiel sei nur das Rennen in Spa aus dem letzten Jahr genannt.

Doch mal zu einzelnen Teams. Williams, Toyota und BrawnGP lasse ich logischerweise mal weg. Klar ist: die Technologie kann man nicht einfach kopieren. Vor allem der BrawnGP verfolgt von der Nase bis zum Heck eine komplett andere Philosophie als der Rest. Man wird massive Änderungen am Unterboden vornehmen müssen, was nicht leicht zu machen ist, denn alle Nebenaggregate der Motoren, die Aufhängungspunkte der Hinterachse, die Lage des Getriebes etc. sind von diesen Änderungen betroffen. Man wird die bestehenden Chassis also nur „optimieren“ können. Eine 100%ige Kopie wird bei den meisten wohl nicht gehen.

Ferrari:

Die Italiener haben schon angekündigt, dass man „massive“ Arbeiten am Chassis wird vornehmen müssen, um den neuen Diffusor am Wagen unterbringen zu können. Das betrifft, wie bei allen anderen Teams, den Unterboden, wo die Art und Weise, wie Luft unter dem Wagen abgeleitet, bzw. genutzt wird, geändert werden muss. Für das Team kommt die zusätzliche Arbeitsbelastung gerade schlecht, da der F60 immer noch von Kinderkrankheiten geplagt ist und man KERS noch lange nicht so im Griff hat, wie man das wollte.

BMW:

Schwer zu sagen, wie weit man in die Aerodynamik wird eingreifen müssen, aber Nick Heidfeld hat schon angekündigt, dass man die Techologie nicht einfach kopieren kann. Ich vermute, dass man u.a. bei BMW auch wegen der hohen und sehr breit angelegten Nase mit die größten äußerlichen Veränderungen sehen wird.

Red Bull/STR:

Die habe ich in Verdacht, dass sie im Prinzip zwar relativ nahe an einer ähnlichen Lösung sind, aber im Heck lauert eine Überraschung. Deren Problem sind die Aufhängungen der Hinterräder, für man die alten „Pull Rod“ Ideen aus den frühen Jahren der Formel Eins wieder ausgegraben hat. Die verbieten aber einen höheren Diffusor, weil sie mehr oder weniger im Weg stehen. Adrian Newey hat seinen Trip zum China GP schon abgesagt.

Renault:

Von allem Teams haben die Franzosen wohl die schwerste Arbeit vor sich. Der neue Wagen produziert sowieso zu wenig aerodynamischen Abtrieb und das gesamte Konzept des R29 ist nicht auf den nun legalen Diffusor ausgelegt. Die Vermutung, auch auf Grund der ungewöhnlichen Heckpartie ist, dass man Ich bin mir nicht sicher, ob Renault nicht einen komplett neuen Wagen aus dem Boden stampfen muss, was man aus Kostengründen wohl eher nicht machen wird. Vermutlich ist Renault der größte Verlierer des heutigen Urteils.

McLaren:

Die müssen eh den halben Wagen umbauen, da macht der Diffusor vermutlich wenig aus. Im Gegenteil – das Urteil kommt gerade recht zu einem Zeitpunkt, wo man eh schon dabei ist, den Wagen massiv zu verändern. Für Barcelona hatte man schon ein großes Update angekündigt, kann also sein, dass man hier schon den Diffusor sehen wird. So irre das klingt, auch McLaren könnte von der heutigen Entscheidung profitieren.

Force India:

Ob die überhaupt das Geld haben, eine so tiefgreifende Änderung am Wagen vorzunehmen sei mal dahin gestellt. Kann natürlich sein, dass McLaren hier technische Unterstützung liefert.

In jedem Fall bedeutet das Urteil vermutlich Ausgaben im zweistelligen Millionenbereich. Für jedes Team. Natürlich könnte manches Team (McLaren, Renault) nun hingehen, und die Saison einfach abschreiben um sich auf 2010 zu konzentrieren. Doch dummerweise stehen die Regeln für das kommende Jahr noch nicht so fest, wie man sich das wünschen würde. Kann einem also passieren, dass man für den Papierkorb entwickelt, was sich keiner leisten kann.

Erfreulich ist das Urteil aber durchaus, weil es die Hackordnung in der Serie auf den Kopf stellt und dafür sorgt, dass man mal neue Gesichter weiter vorne sieht. So was hat ja zu letzt Renault 2005/06 geschafft, davor wiederum nur Benetton 1994/95. Und dann muss man schon bis zu Williams 1980, McLaren 1974 oder Tyrell 1971 schauen.

Und sonst?

Die NASCAR ist aus diversen Gründen mal wieder etwas zu kurz gekommen, aber auch, weil die momentanen Entwicklungen bei GM und Chrysler in Sachen Insolvenz einfach zu undurchsichtig sind. Morgen gibt es aber, neben der F1 Vorschau, eine kleine Analyse der Situation, sollten beide Konzerne den Bach runter gehen.

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7 Kommentare

@Racingblog 15 April, 2009 - 20:57

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NoteMe 15 April, 2009 - 21:22

Mal ganz ehrlich, alle Teams, die nicht zum Freitag einen Doppeldiff am Auto haben, sind inkompetent.

Thomas 15 April, 2009 - 22:28

Gibts denn (schon) irgendwo eine nette „Diffusor-Galerie“, wo man für jedes Team die Veränderungen schön verfolgen und vergleichen kann?

cez 15 April, 2009 - 22:40

bin gespannt ob man am we schon Änderungen sieht, da müssten sie schon sehr schnell sein.

Prometheus 15 April, 2009 - 23:18

Ich bin vor allem auf die Newey-Ideen gespannt. Wie Don ja schon beschrieb, haben die sich durch ihr Wagenkonzept den Weg zum Doppeldiffusor ziemlich verbaut, sind aber trotzdem auch ohne schnell. Mal schauen, was der gute Mann da austüfteln kann.

Ansonsten glaube ich nicht, dass man schon übermorgen viel sehen wird. In Bahrain wohl eher, in Barelona mit Sicherheit. Aber wer weiß, ich stehe jedenfalls am Freitag um Vier auf ;-)

Dirk 16 April, 2009 - 08:14

In jedem Fall eine richtige Entscheidung der FIA, wie ich finde. Und sei es nur, damit eben nicht nach jedem Rennen noch ein Protest plaziert wird, weil einem anderen Team dieses und jenes bei einem Konkurrenten nicht gefällt. Die technische Abnahme durch die Stewards muss einen ziemlich bindenen Charakter haben, sonst wird das ganze zur Farce.

Für die Nicht-Diffusor-Teams ist das natürlich schwer jetzt, und teuer wird es auch, aber ich glaube, dass dadurch der Gesamtverlauf der Saison deutlich interessanter wird, denn ich habe keinen Zweifel daran, dass McLaren-Mercedes, BMW und Ferrari im Laufe der Saison wieder schnell genug werden, um nach vorne zu kommen. Red Bull ist ja schon ohne Doppel-D ziemlich schnell, wenn die eine gute Lösung integrieren können, könnte das interessant werden. Ob es für diese Teams aber reichen wird, um in die WM-Entscheidung einzugreifen, ist natürlich vollkommen unklar. Aber Jim Knopf jetzt schonmal die Weltmeister-Schale zu überreichen würde ich auch für verfrüht halten.

JanW 16 April, 2009 - 10:19

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