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NASCAR – Ärger um Junior / F1 – Warum noch mal Magny Cours?

von DonDahlmann
12 Kommentare

NASCAR – Regelauslegung
Das Dale Earnhardt jr. einen verdienten Sieg eingefahren hat, das bestreitet in den USA niemand. Allerdings gibt es eine Menge Kritik über die Art und Weise, wie das passiert ist. (Nur mal ein Link als Beispiel) Die Kritik entzündet sich an dem Umstand, dass Junior, während er in den Caution Runden vor dem letzten Restart den Motor an und aus machte, mehrfach am Pacecar vorbei gondelte um nicht bremsen zu müssen. Und da sind die Regeln, wie in allen anderen Rennserien der Welt, sehr eindeutig: Dass Pacecar darf nicht überholt werden, es sei denn, man wird dazu aufgefordert. Brian Vickers mokierte sich schon direkt nach dem Rennen über die laxe Auslegung der Regeln, und tatsächlich wunderten sich auch während der Übertragung die Kommentatoren von TNT, ob der Vorgang nicht ein Nachspiel haben würde. Normalerweise bekommt man wegen so etwas direkt die schwarze Flagge und darf sich hinten anstellen.

Es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, dass man bei Junior beide Augen zugedrückt hat. Offenbar gab es einen dezenten Hinweis der NASCAR Racecontrol in Richtung Juniors Team, dass man dem Fahrer doch bitte mal auffordern solle, das vorsätzliche Überholen zu unterlassen, was Junior daraufhin auch tat. Und über diese sehr freundliche Zusammenarbeit zwischen der NASCAR und dem Team ist man in den USA zumindest in den Teilen, die nicht zu Juniors Fanlager gehören, einigermaßen verstimmt. Die Frage lautet: Hätte man so auch bei Kyle Busch, Matt Kenseth oder Brian Vickers reagiert? Eine nicht zu beantwortende Frage, denn bisher hat sich noch niemand getraut, dass Pacecar zu überholen. Bei Hendrick stellt man sich auf den Standpunkt, dass Junior ja nie überholt hätte, sondern sich immer wieder habe zurückfallen lassen. Überholen wäre ja, wenn man permanent vor dem Pacecar fahren würden, zum Beispiel um sich irregulär eine Runde zurück zu holen. Das habe der Fahrer nicht gemacht und zu dem sei er meist auf gleicher Höhe gewesen.

Die NASCAR Rennkontrolle steckte aber auch in einem Dilemma. Die Fans drehten gerade durch, wollte man da Junior, der sich zumindest in einer Grauzone des Reglements befand, nach hinten stellen? Wollte man „Junior-Nation“ komplett gegen sich aufbringen und ein Scheunentor für Verschwörungstheorien öffnen? Oder das Team verwarnen? Man hat sich für letzteres entschieden, auch sicher mit Hinblick auf steigende Quoten nach einem Junior Sieg.

Ob das richtig oder falsch war? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Aber es gehört eben auch zu NASCAR, dass man den Stars etwas mehr Leine gibt und die Ausnutzung von rechtlichen Grauzonen war schon immer etwas, was die Serie – mal mehr und mal weniger – ausgezeichnet hat.

F1 – Bonjour Tristesse
Im letzten Jahr feierte das „Red Bull Magazin“ und vermutlich 90% des gesamten Fahrerlagers, als man zum vermeintlich letzten Mal in Magny-Cours antrat. Der Kurs ist unbeliebt, weil er kaum Überholmöglichkeiten bietet und für die Zuschauer strebenslangweilig ist, in der Umgebung möchte man nicht mal tot überm Zaun hängen. Man könnte es vermutlich, ohne dass es einem auffallen würde. Magny-Cours ist mit einem Wort: öde. Warum tritt man also noch mal an?

Weil sich Bernie Ecclestone verzockt hat. Er wollte in diesem Jahr entweder einen GP in Paris, oder einen in Disneyland veranstalten, doch einerseits zeigten sich die Pariser höchst unbeeindruckt von seinen Ideen, andereseits konnte man sich weder mit dem Disney Konzern, noch mit Versailles auf einen Vertrag, geschweige denn auf eine Streckenführung einigen. Was auch daran lag, dass Bernie wohl mal wieder zu viel Geld wollte. Die einzige Strecke, die in Frankreich noch F1 tauglich ist, liegt in Südfrankreich und heißt Paul Ricard, aber da wären wohl noch weniger Zuschauer gekommen, denn Ricard liegt ebenso in der Pampa wie Magny Cours. Da blieb 2008 also nichts anderes übrig, als noch einmal dort zu starten. Aber zum wirklich letzten Mal. Bestimmt. Wahrscheinlich. Mal sehen.

Und sonst?
Der ACO hat die „grandiose“ Idee geäußert, ab 2009 eine weitere Protoypen Serie ins Leben zu rufen. In einer Art LMP3 sollen Privatfahrer ein Chassis von Oreca und einen V8 nicht genannter Herkunft erwerben, um im Rahmenprogramm der LMS ein einstündiges Rennen zu absolvieren. Das ist ja auch eher… hmmm… überflüssig? Braucht es vor einem 1000 KM Rennen, noch ein einstündiges Rahmenrennen? Man kann die Serie natürlich auch Samstags fahren lassen, aber welche TV-Station interessiert sich Samstagnachmittags, wenn überall Fußball läuft, für ein Rennen mit lauter No-Names? Besser wäre es gewesen, man hätte diese Serie in die LMS integriert. Wenn man Nachwuchsfahrer ranzüchten will, dann geht das wohl eher so.

In den Kommentaren wurde darauf hingewiesen, dass das IRL Rennen in Iowa wegen der dortigen Überschwemmungen terminlich ja nicht gerade günstig sei. Stimmt, aber die USA und auch Iowa sind groß und da, wo die IRL rumbraust, ist es mehr oder weniger trocken. Noch, jedenfalls.

Da bin ich wieder rechtzeitig zum nächsten F1 Rennen hier, und was ist… ich muss Freitag den ganzen Tag arbeiten und kann die Freien Sessions nicht live sehen. Ungerecht.

Auch super: Euro 2 zeigt morgen die Wiederholung von zwei Porsche Supercup Rennen aus dem April (!), eine Zusammenfassung des Le Mans Rennen ist weit und breit aber nicht in Sicht.

18.06.2008

Aufz. 18:45 Uhr   Indy Lights   Milwaukee   MotorsTV
Aufz. 19:40 Uhr   Belgian GT   Zolder   MotorsTV
Aufz. 20:00 Uhr   NASCAR SC   Michigan   Premiere
Aufz. 20:05 Uhr   GT Open   Vallelunga   MotorsTV

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12 Kommentare

NoteMe 17 Juni, 2008 - 18:34

Wo ist denn bitte bei den Pace Car Regeln eine Grauzone? Gibt’s da einen Passus, nach dem man sich nicht an die eigentlichen Regeln halten muss, wenn man Dale Earnhardt heisst?

sare 17 Juni, 2008 - 22:04

Zur „LMP3“: Ich habe so die Befürchtung das wird genau so ein Flop wie der Peugeot Spyder Cup, mal ganz davon abgesehen das es sicher nicht noch einer Prototypenklasse bedarf, Nachwuchsförderung kann man entweder direkt in der LMP2 machen, oder wenns unbedingt im Rahmenprogramm sein muss, im Radical Cup.
Aber vielleicht irre ich mich ja und es wird so ein Erfolg wie die GT3, auch wenn ichs für sehr sehr unwahrscheinlich halte.

hwk 17 Juni, 2008 - 22:06

Siegerinterview auf MS-Total:
Frage: „Du hast unter Gelb das Pace-Car überholt. Vergangenes Jahr hat jeder auf Greg Biffle eingeschlagen, als er das in Kansas gemacht hat. Wie genau sind dabei die Regeln? Hast du das solange gemacht, bis NASCAR dir sagte, dass du damit aufhören sollst?“

Earnhardt Jr.: „So ungefähr. Jeder da draußen hat immer wieder seinen Motor abgestellt, ist eine halbe Gerade gerollt und hat die Maschine dann wieder angeworfen. Ich habe das gemacht und viele Kollegen haben das bereits ein Jahr oder länger so praktiziert. Eigentlich gibt es auch keine Regel, die dir das verbietet. Ich wollte nur etwas länger rollen, habe mehr Gas gegeben und bin so am Pace-Car vorbeigerollt“

„Dann kam NASCAR und sagte, ich solle damit aufhören, oder sie würden mich bestrafen. Ich kann mir schon vorstellen, wie das ausgesehen hat, speziell, wenn du kein Dale Jr. Fan bist. Ich weiß auch nicht genau, was sie am Montag deswegen alles schreiben werden – aber zur Hölle damit. Meine Fans sind glücklich und ich freue mich für sie. Die andere Hälfte wird sich darüber mokieren, wie wir das Rennen gewonnen haben.“

hwk 17 Juni, 2008 - 22:30

appropos Iowa. Schöne Live-Webcam vom Track. sieht alles trocken aus ;-)

http://www.iowaspeedway.com/webcam_popup.asp

Dennis Grübner 17 Juni, 2008 - 23:21

Ich denke gerade weil Earnhardt der Publikumsliebling ist, wird bei ihm ganz besonders hingeschaut und immer wieder diese These herbeigezogen. Das andere das eben doch schon praktiziert haben, wird deswegen gerne mal vergessen. Ich erinnere mich auch an Aktionen von einem Tony S., der gerne mal das Pace Car etwas anschiebt, wenn er es eilig hat.

Es gab in der Vergangenheit schon viele Beispiele, in denen Earnhardt auch mal den kürzeren gezogen hat. War die Caution von Hornish wirklich nötig? War doch nur ein Dreher. Und das auch noch kurz vor Schluss. Da lässt man auch mal weiterlaufen. Bei Carpentiers Crash war es klar, da er nicht weiterfahren konnte und er geborgen werden musste.

Ich bin mir sicher wir werden in dieser Saison noch einige strittige Szenen sehen. Doch weil dort andere Fahrer dann beteiligt sein werden, wird sich die Aufregung in Grenzen halten. Das ist eben die Kehrseite der Medallie bzw. Earnhardts Beliebtheit. Diejenigen die Earnhardt nicht mögen, sehen die Sache sofort kritischer.

Stefan 18 Juni, 2008 - 10:45

Zu Paul Ricard: mal aktuelle Fotos von diesem ehemals so schönen Kurs gesehen?
Die Strecke ist denke ich mal im aktuellen Zustand keine Alternative für einen Frankreich GP. Es gibt keine Tribünen mehr, Teile der Strecke sind nur noch eine große Asphaltfläche, was natürlich für Industrietests hervorragend ist, da man beliebige Kurse abstecken kann usw…
Sehr sehr schade, denn Paul Ricard gehörte zu der leider aussterbenden Rasse der klassischen Rennstrecken.
Natürlich finden dort immer mal wieder Rennen statt, die kann man aber kaum mit der F1 vergleichen.

basic-groove 18 Juni, 2008 - 12:46

zu paul ricard. also es mag zwar jetzt etwas komisch klingen. aber bei der lametta orgie auf denn auslaufzonen sollte man vor dem grand prix lieber nix essen. :D ich mein, ein hoch auf sichere strecken u.s.w. aber das auge isst ja bekanntlich auch mit! ;)

http://www.agsformule1.com/de/rennstrecken-formule-1/rennstrecken_f1/httt.jpg

http://www.in.gr/auto/agwnistika/Big/ae_Paul_Ricard_766_06.jpg

basic-groove 18 Juni, 2008 - 12:47

oder hier das luftbild….also wie schon vor mir gesagt wurde. zuschauerplätze -> fehlanzeige :/

http://joemarks.com/wp-content/uploads/2008/02/paul20ricard.jpg

basic-groove 18 Juni, 2008 - 12:51

so, nun ist aber gut mit links!! :D hier noch eins der besten bilder über die strecke!!

http://i31.tinypic.com/fnzi1c.jpg

Wolli 18 Juni, 2008 - 14:33

zu Le Castellet: der Kurs galt als so sicher nach dem Umbau,das prompt ein Hobbyrennfahrer aus Finnland oder so bei Formelfahrten in Turn 1 tödlich verunglückte. Ausserdem sieht man an einem Testunfall von Alex Wurz,das asphaltierte Auslaufzonen nicht gut sind,wenn die Räder weg sind.Man beachte,wo er crashte und wo er zum Stillstand kam…
http://www.youtube.com/watch?v=h-PTZ0mUUh4

Stefan 19 Juni, 2008 - 09:17

Die Fotos von Paul Ricard sind gut! Ich wollte die nicht posten, weil man davon Augenkrebs bekommt ;). Man sieht aber schön, wie die ehemals so tolle Rennstrecke verschandelt wurde :(

basic-groove 19 Juni, 2008 - 12:47

also mehr als zum testen ist die strecke nicht mehr zu gebrauchen. und testen tun ja genung dort. lms, a1, f1, gp2 u.s.w. aber für rennen, no way. wie auch schon jemand oben gesagt hatte. von zuschauermöglichkeiten ist ganz zu schweigen.

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